Anekdoten aus dem OP 4

Bin dabei, meinen Kuli im Kasack verstauen, sieht es eine Oberärztin und meint: „Beginnen Sie lieber erst gar nicht damit, Sie vergessen beim Umziehen, den wieder mitzunehmen, ich hab’ so schon zwei Eheringe verloren!“

„Das neue OP-Klo ist ein indisches Klo, es befindet sich am Ende des Ganges.“

 

(Assistenzarzt schaut das Fußballmatch in der ruhigen Nachtschicht).
„Ich gönn’s mir im Raum 4!“

 

Tattoo eines Patienten im OP:
Linker Fuß „Ich bin müde“,
rechter Fuß „Ich auch“

 

Bin dabei, meinen Kuli im Kasack zu verstauen, sieht es eine Oberärztin und meint: „Beginnen Sie lieber erst gar nicht damit, Sie vergessen beim Umziehen, den wieder mitzunehmen, ich hab’ so schon zwei Eheringe verloren!“

 

Nach einer Komplikation stehen wir länger als gedacht im OP. Eine OP-Schwester fragt nett, ob jemand Durst hätte, sie packt währenddessen den Einwegharnkatheter aus, damit wir beim Trinken steril bleiben. Der Durst vergeht 😀

8 Gründe, warum du beim OP-Schleusen länger brauchst als du dachtest

Wenn man nicht 7-8 Uhr Früh zu arbeiten beginnt, kann es sein, dass die Kasacks in deiner Größe auch nicht mehr vorhanden sind. Es sind schon während OPs Kasackhosen runtergerutscht, da aber alles steril bleiben musste, wurde in Unterhose weiteroperiert – ist nicht mir passiert, aber es ist wirklich schon passiert 😀

1. Die Crocs in deiner Schuhgröße sind immer alle schon weg.

2. Du suchst verzweifelt nach Crocs in den Schuhgrößen über oder unter deiner, diese sind jedoch mit Namen, Blümchen, Schnörkeln und Herzchen beschriftet, sodass du es nicht wagst, dieses personalisierte Kunstwerk anzuziehen, auch wenn die Schuhe eigentlich vom Krankenhaus für alle zur Verfügung gestellt werden.
Traust du Dich dennoch, die 37er von Lisl < 3 für eine bessere Idee zu halten als die freie Schuhgröße 41 anzupeilen, wirst du mit Todesblicken bestraft, da jeder weiß, dass du nicht Lisl < 3 heißt. Womöglich stehst du dann sogar mit Lisl < 3 im OP- worst case.

3. Wenn man nicht 7-8 Uhr Früh zu arbeiten beginnt kann es sein, dass die Kasacks in deiner Größe auch nicht mehr vorhanden sind. Es sind schon während OPs Kasackhosen runtergerutscht, da aber alles steril bleiben musste, wurde in Unterhose weiteroperiert – ist nicht mir passiert, aber es ist wirklich schon passiert 😀

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4. Soll ich die grüne OP-Haube mit Halskrause nehmen, oder ohne, oder noch eine blaue unter der grünen um die Haare gescheit abzudecken? (Nach dem ersten Umziehtag fällt diese Frage weg, da die OÄ voraussetzen, dass man unbedingt die Haube mit Halskrause nimmt, wenn man direkt am OP-Tisch mithilft).

5. Ah, Haargummi vergessen, nochmal umziehen und in den Garderobenbereich gehen, man darf ja nicht mit Haube und Kasacks wieder in den außenstehenden Bereich.

6. Dasselbe gilt für die Toilette, lieber vor dem Umziehen gehen, sonst muss man sich auch nochmal einen frischen Kasack anziehen.

7. Ich ziehe im OP gerne Stützstrümpfe an, die ich auch manchmal in der Garderobe vergesse. Ich senke eindeutig das Alterslimit der Bständig-Shopper 😀

8. Lernsachen für die Pausen sowie Snacks für den Aufenthaltsraum und Wertsachen für den Safe im Pausenraum vergisst man auch gern und muss dann das ganze Prozedere wiederholen.

Die Schleuse ist übrigens die Grenze zwischen OP-Bereich und restlichem Krankenhaus. Dort wird der grüne Kasack angezogen, die OP-Haube und -Maske, sich gewaschen (noch nicht steril, das erst vor einem der OP-Säle.)

 

(c) gelbes Crocsfoto von der lieben Kollegin https://www.instagram.com/in_zhir/?hl=de 🙂

11 Dinge, die du während deiner ersten Famulatur lernst

Es kommt nicht gut, wenn du bei Aufnahmegesprächen keinen roten Faden hast, mit den Themen herumhüpfst und nach der Frage zu Stuhl- und Harnverhalten die geschiedene Ehefrau thematisierst.

1. Du stehst immer jedem im Weg.

2. Jeder setzt voraus, dass du von Anfang an weißt, wo alles ist, bzw. wenn es dir einmal genervt/gestresst gesagt wird, wird ab nun erwartet, dass du es jetzt nie wieder vergisst (neben all den anderen Infos).

3. Sobald du dich im Krankenhaus eingelebt hast, ist die Famulatur vorbei.

4. Ja, der Patient merkt, wie unsicher du bist, wenn du mit dem Butterfly herumhantierst wie ein Elefant im Porzellanladen.

5. Es kommt nicht gut, wenn du bei Aufnahmegesprächen keinen roten Faden hast, mit den Themen herumhüpfst und nach der Frage zu Stuhl- und Harnverhalten die geschiedene Ehefrau thematisierst.

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6. Dein Schlafrhythmus verändert sich insofern, als du sonntags 6.45 Uhr aufwachst und putzmunter die Decke anstarrst.

7. Verschiedene Utensilien haben andere Namen, selbst in Deutschland gibt es andere Begriffe als in Ö (z.B. Flexüle oder Viggo statt Venflon).

8. Wenn du am Ende des Tages nicht nach Desinfektionsmittel riechst oder der Geruch dir nachts dir in die Nase steigt, hast du was falsch gemacht.

9. Obwohl du dir alle neuen Namen zu merken hast, und die StationsmitarbeiterInnen sich eigentlich nur einen neuen, weiß niemand wirklich wie du heißt gleichzeitig wird vorausgesetzt, dass du niemanden erneut nach seinem Namen fragst.

10. Gute Gesprächsstoffe bei Blutabnahmen, Venflons etc. sind Wetter, Essen, Kinder, Enkel und Wien.

11. Am Ende des Tages bist du stolz, dass du auch oft Aufgaben zugetragen bekamst, denen du dir nicht gewachsen schienst, die du dann aber doch meistern konntest.

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10 things a dedication teaches you in life (as seen in musicians)

Wir Millennials werden von den Medien so dargestellt, als ließen uns Social Media, Smartphones und die ständige Verfügbarkeit dazu verführen, immer sofortigen Erfolg erhaschen zu wollen. Dass Likes sich positiv auf unseren Nucleus accumbens, der das Belohnungssystem und die Suchtentstehung steuert, auswirken, ist schon bekannt.

Beim Üben muss man den Nucleus accumbens also ständig bitter enttäuschen, bevor er vom allmählichen Prozess mitbekommt und dadurch dann, jetzt am Beispiel Musikinstrument, eine wohlwollende Belohnung nach einem gelungenen Konzert aussendet.

1. Lernen Prioritäten zu setzen
Auch wenn man durch eine Hingabe wie das Spielen eines Instrument teilweise Zugeständnisse machen muss, vielleicht nicht auf jeder Party tanzen kann, mal ein Treffen absagen muss, weil sich das Üben sonst nicht ausgeht, eine Probe eingeschoben wurde, deine Geigenlehrerin die Stunde verschieben musste oder du sie verschieben musstest, weil Rachlin im Musikverein auftritt, ist es im Endeffekt wichtig darauf zu achten, was einen glücklich macht, und wenn es die Musik und das Ausführen von ihr ist, sind einem diese Kürzungen, die für andere mehr oder minder drastisch scheinen, egal.

2. Don’t go with the flow
Für manche ist eine so große Begeisterung unverständlich, einschüchternd, abschreckend oder sogar teilweise Grund zu Eiferucht. Diese ist manchmal so weit gehend, dass sie wollen, dass du dich schlecht fühlst, sei es mit Bemerkungen oder Abneigung. Ich wurde in meiner ganzen Schulzeit gemobbt und bin im Nachhinein aber so dankbar, nicht mit der Geige aufgehört zu haben, um mich anzupassen. Die Zeit, die Kommentare, die „Witze“ haben mich gestärkt.
Außerdem muss man aufpassen, nicht überheblich zu wirken. Die Schattenseiten, dass man viel hat einstecken müssen, die Investition ins Üben anstatt in der Sonne zu sitzen und Freunde zu treffen, gleichzeitig aber trotzdem die Einser in der Schule zu halten (was mir auch immer wichtig war und Priorität hatte (weshalb ich auch nie acht Stunden am Tag üben konnte)), die Enttäuschung, wenn ein Doppelgriff am nächsten Tag wieder unsauber ist oder die zehn Seiten immer noch nicht auswendig klappen, das Lampenfieber, sieht man in einem Konzert oder in einem Video nicht. Da aber so viel Hingabe, Emotion und Zeit hineingeflossen ist, ist es dem Künstler wichtig zu zeigen, was er trotz all dieser Hindernisse geleistet hat.

3. Entscheidungen treffen
Viele hören in der Pubertät auf, weil es uncool ist, weil sie andere Vorlieben haben oder weil es ihnen keinen Spaß mehr macht. Jeder hat andere Interessen. Meine große Leidenschaft ist die Geige, und ich merke es wirklich immer wieder daran wie glücklich ich bin, wenn ich aus dem Urlaub zurückkomme, nach Hause komme ohne geübt zu haben und die Geige in die Hand nehme. Sogar nach meinem einwöchigen Krankenhausaufenthalt nach einer Halszysten-OP mit 14 war das Erste, vielleicht nicht das Gescheiteste, weil es die operierte Seite belastet hat, die Geige in die Hand zu nehmen und für das Konzert in 10 Tagen zu üben. The show must go on :p

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2010 mit Sir Roger Moore, Julian Rachlin, Janine Jansen, Gidon Kremer, Aleksey Igudesman, Mischa Maisky in Dubrovnik und Eilat

4. Gut Ding braucht Weile
Wir Millennials werden von den Medien so dargestellt, als ließen uns Social Media, Smartphones und die ständige Verfügbarkeit dazu verführen, immer sofortigen Erfolg erhaschen zu wollen. Dass Likes sich positiv auf unseren Nucleus accumbens, der das Belohnungssystem und die Suchtentstehung steuert, auswirken, ist schon bekannt.

Beim Üben muss man den Nucleus accumbens also ständig bitter enttäuschen, bevor er vom allmählichen Prozess mitbekommt und dadurch dann, jetzt am Beispiel Musikinstrument, eine wohlwollende Belohnung nach einem gelungenen Konzert aussendet.
Vom einmaligen Erlernen einer Passage wird diese nicht besser. Anfangs erscheint das ernüchternd, bei Besserung ist man dafür stolzer als bei einem sofortigen Erfolg, weil man weiß, wie viel Mühe dahinter steckte.

5. Deshalb: Kontinuität
Einen Tag nicht üben klingt harmlos, fühlt sich aber am nächsten Tag so an als hätte man ein Jahr nicht geübt. Wer ein Instrument spielt, versteht glaube ich, was ich meine. Macht man einmal, und dann nicht mehr so oft.
Sollte man sich an einem sonnigen Tag also dafür entscheiden, einen Tag im Bad mit Freunden zu verbringen, ist das schwierig ohne davor geübt zu haben, es quält einen das schlechte Gewissen.

6. Zeiteinteilung
Nehmen wir nochmal diesen lockeren Sommertag im Bad her. Alle verabreden sich dort 12 Uhr.
Um 11 also losfahren, um 10 fertig machen und Sachen packen, 9.30 aufstehen.
Nicht ganz, wenn davor gescheit geübt werden sollte müsste man spätestens 8 Uhr aufstehen. Da ich auch studiere und nachts entweder lerne oder feiere, fehlt mir dann der Schlaf.
Wenn ich um 9.30 Uhr aufstehen würde, wäre ich also 14 Uhr da, zwei Stunden verspätet und enttäusche (wieder mal).

7. Unsicherheiten minimieren
Es war ein langer Weg dahin mich zu akzeptieren, wie ich bin, und er geht auch noch weiter. Aber ich fühle mich viel wohler dadurch, dass ich weiß, was ich kann und mag (und auch was ich nicht kann/ will). Ich bewundere und verstehe mich gut mit Menschen, die wissen, wer sie sind, was sie ausmacht und die eigene Standpunkte vertreten. Wie viel Unsicherheit auf dem Weg zu einem gesunden Selbstbewusstsein steckt, ist mir bekannt.

8. Alleine sein
Dadurch, dass man mehrere Stunden wöchentlich nur mit sich und dem Instrument beschäftigt ist, ist es auch in anderen Situationen nicht schwierig, auf sich alleine gestellt zu sein. Ich brauche nicht immer viel Trubel um mich herum, um mich glücklich zu fühlen.

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9. Freundschaften
Freundschaften, die aus gemeinsamen Interessen hervorgehen, sind glaube ich besonders, sei es aus der Vorliebe zur Musik, zur Medizin, zu einem Sport… Natürlich heißt das nicht, dass nur solche Freundschaften „echt“ sind, aber das Verständnis gegenüber einem anderen ist auch bei den empathischsten Menschen größer, wenn man genau dieselbe Lage (z.B. üben vs. Freunde treffen) selbst kennt und schon erlebt hat. Man ist dann nicht so kleinlich und streitet wegen jeder Unnötigkeit.

Man fühlt sich auch weniger alleine, wenn man, während man schon wieder zu Hause bleibt und übt, weiß, dass jemand anderes 10km entfernt genau dasselbe gerade tut.
Ich hab so viele nette Sommer-Orchestercamps oder Meisterklassen erlebt, man ist dort, tut, was man liebt und dann auch noch mit Menschen, denen es genauso geht. Die Erinnerungen bleiben ewig und man fühlt sich auch nach Jahren noch mit den Menschen verbunden.

10. Best of both worlds
So wie MedizinerInnen oft z.B. auf Medizinerparties unter sich bleiben, bleiben auch MusikerInnen meist unter sich, einfach generell Menschen mit einer Begeisterung für etwas sind gerne unter Gleichgesinnten. Einerseits, weil sie sich einfach untereinander verstanden und akzeptiert fühlen, andererseits, weil sie mit den oben genannten Faktoren konfrontiert sind, die Menschen mit anderen Interessen eben teilweise nur schwierig verstehen (wie beispielsweise die Prioritätensetzung).
Das Problem ist, dass ich gerne beides bin, Medizinerin und Musikerin, beziehungsweise manchmal fühle ich mich wie weder noch, wenn ich z.B. nach einem gespielten Konzert auf eine Medizinerparty gehe. Ich fühle mich wie eine Piefke, aufgewachsen in Österreich, was ich dann ja auch noch bin. Es ist echt teilweise schwierig, beides gleich stark zu lieben. Dann auch noch gerne Sport zu betreiben und Freunde zu treffen, aber auch genug Zeit für sich zu haben, ist eine Herausforderung. Aber eine spannende, ich bin so dankbar, die vielen Aspekte nicht missen zu müssen.

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Mendelssohn violin concerto in e minor

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